In dem Kinderladen meines Ältesten wurde zum Sommerabschlussfest „Frederick“ aufgeführt. Die Hauptrolle in dem Stück mit vielen kleinen Mäuschen, die alle eifrig Tag für Tag Futter für die kalten Tage horten, hatte Sami. Sami, der nicht Sami hieß, aber jetzt in der Geschichte so heißen wird, war ein Außenseiter. Eine Kita in den frühen Neunzigern war ein Luxusprojekt. Ein idyllisches Plätzchen für wohlbehütete Kinder, denen zur Geburt ein Rundum Sorglos Paket in die Wiege gepackt wurde. Morgens Kuscheln und Vorlesen mit Mama und Abends schmusen und Buch anschauen mit Papa.
Klar stimmt das so absolut nie, aber von der Tendenz schon.
Bei Anna, Hanna, Luisa, Sarah, Max, Paul und Florian schon. Bei Sami? Nein.
Sami war ein „Ausländerkind“. Sami‘s Papa fuhr LKW. Ja, auch „Ausländerkinder “ könnten vorgelesen bekommen und klar, auch LKKW Fahrer sind tolle Papas. Aber Sami hatte kein Rundum Sorglospaket gebucht und Sami war still. Viel stiller als alle anderen Kinder. Sehr still.
Außer beim Abschlussfest. Es gibt ein Lächeln, ein fast verschämtes, ungläubiges Lächeln. Das tragen Menschen, diskret, zurückhaltend, fast unsichtbar, denen etwas widerfährt, womit sie niemals gerechnet hätten.
Dieses Sami-Lächeln, das die schlauen Bezugspersonen auf das Kindergesicht gezaubert hatten, verbinde ich untrennbar mit der schönen Geschichte Fredericks. Frederick, diese „faule“ Maus aus der begnadeten Feder Helme Heines, sammelt keine Früchte. Frederick sammelt keine Nüsse, keine Brotkrümel, kein Weizen. Frederick sammelt das Blau des Himmels, das Grün der Wiese und das Gelb der Sonne. Und als im Winter irgendwann die Vorräte ausgehen, als der Hunger die Tage dunkel macht und die Herzen kalt, trägt Frederick die anderen, fleißigen Mäuschen mit seinen bunten, wärmenden Geschichten durch die schlimme Hungerszeit.
Helme Heines Ode an die Kunst.
In „Freunde“ steuern der dicke Waldemar, ein Schwein, Franz von Hahn, ein Huhn und Freddy Mauser – ja, ne Maus, zu dritt ein Rad, das alleine keiner von Ihnen fahren könnte. Mit herrlich bunten Bildern, ohne viel Worte konnte Helme Heine Kindern wunderbar Dinge vermitteln, wunderbare Dinge vermitteln. Wie wichtig Freunde sind, wie gut eine rote Nase sein kann oder eben wie wertvoll Kunst. Helme Heine ist vor 5 Tagen im Alter von 84 Jahren gestorben, eine tiefe Verneigung vor seinem intuitivem Verständnis und der wunderschönen kreativen Umsetzung.
Am Mittwoch und am Donnerstag können Sie sich bei uns diese Woche in jeder Hinsicht nähren. Kinokunst am Mittwoch (Songs of Joy,19:00 Uhr) und Musik am Donnerstag (wunderbare Bernadette mit Christmas-Songs, leider voll) und natürlich kulinarische Wohlfühl-Versorgung, der marokkanische Winter-Cous Cous steht parat, der Rindersaftgulasch ist geschmort, das indische Butterchicken eingelegt.
Ich mache Schokoladen-Rose-Eis. Dann ist am 30.11 plötzlich der erste Advent, wir starten in die Weihnachtsbäckerei und damit Sie Orangen und Mandarinen am Tisch haben, kommen am Samstag ab 11:00 Uhr wieder mal die netten Herren aus Sizilien, mit Orangen, Mandarinen und Avocado.
Auch Apfelsaft in 3 oder 5 l Bags von Äpfeln aus Nieder- und Oberursel werden bei der Gelegenheit von einem jungem Mann aus Niederursel angeboten, der ist total lecker, der Saft natürlich, deshalb bekommen Sie den gleich heiß von uns angeboten 🙂
Nächste Woche Mittwoch/Donnerstag „Pfeffer und Likör“, ich muss schnell noch alle Buchempfehlungen für meinen Mutz-Adventskalender zusammenschreiben, schließlich rast die Zeit dahin und ich will Ihnen ja ein paar tolle Bücher für den Gabentisch empfehlen.
Bis dahin, man sieht sich
die Sabine vom Mutz
