von Stefanie vor der Schulte
Ein Weltuntergangsszenario. Ich höre Sie schon. Weltuntergang haben Sie tagtäglich genug. Hier Brandenburg, wo man gerade mit einem dicken blauen Auge davon gekommen ist, da Erderhitzung, dort Fremdenhass – ja, stimmt. Aber Stefanie vor Schulte hat ein unbeschreibliches Buch geschrieben. Diese Bilder. Diese Sätze. Ein Roman wie ein Drehbuch zu einem Film, der Plot von Pedro Almodovar und die Bilder von Wes Anderson. Wie zaubert man soviel Farbe, Witz und Hoffnung in eine vermeintlich düstere Geschichte?
Ich meine, ja, wir kennen das, schon Luther, (oder wer auch immer, historisch schwer zu belegen), wollte dem Weltuntergang mit einem zartem Bäumchen trotzen. Da fährt Stefanie vor Schulte ganz andere Geschütze auf. Ihre Welt/ Kinder-Retterinnen legen Krankenpflege-Kittel und Häubchen ab, streifen T-Shirt, Jeans und Mantel über und kapern einen klapprigen Bus. Beladen ihn mit schwachen, kranken Kindern, deren Rollstühlen und Infusionsbeuteln und dann geht es aber los. Die Kinder werden dem um sich greifenden Vergessen in einer verrottenden Stadt entrissen, der Bus rattert mit ordentlich Vollgas eine holprige Straße einem Hoffnungsort entgegen, ein verlassenes Badehotel am Meer. Meer. Wellen. Gischt. Gleißende Sonne, Staub. Cowboys. Pferde. Und ein tollwütiger Hund. Ein Feuerwerk an Persönlichkeiten. Bunt und schillernd. Kraftvoll und zart. Berührend, so berührend.
Aria, deren Wesen so viel bindende Kraft in sich trägt. Hayden, die bei aller Auszehrung unglaublich starke, schützende Hure. Imre Brandt und seine Schwester Jenny, Herrscher über Einstadt. Eigentlich mag ich alle Figuren aufzählen, mag noch ein Stück des Weges mit ihnen gehen. Nah sind sie mir gekommen, lesend. Kraft haben sie mir gegeben, lesend. Hoffnung schafft Stefanie vor der Schulte, schreibend. Chapeau! Was für ein Buch!