von Lina Nordquist.
Lina Nordquist, schwedische Autorin mit vielen Professionen, hat ihr erstes Buch geschrieben.
Sie wolle einen poetischen Roman schreiben, einen mit einer „kraftvollen Vorwärtsbewegung“. Das hat sie. “ Vor allem“ so schreibt sie ihrem Verlag Diogenes, „habe sie einen Roman schreiben wollen, den man mehr als einmal lesen möchte“.
Mein Herz ist eine Krähe, im schwedischen „Dit du gar, följer jag“/ „Wohin Du gehst, folge ich Dir“ ist ein Roman um zwei Frauen, er hat zwei Erzählsträngen, 70 Jahre auseinanderliegend.
Mein Herz gehört Unni, die um die Jahrhundertwende (Ende 1800 / Anfang 1900) mit ihrem unehelichen Sohn Roar und ihrem neuen Freund Armod von Norwegen nach Schweden fliehen muss. Die kleine, bald größer werdende Familie ist so bitterarm, wie wir es uns heute kaum vorstellen können, die Verbindung von bitter und arm ist mir erst hier wirklich spürbar geworden, sie hat eine andere Kraft bekommen. Zu verstehen, dass man in Europa verhungerte, wenn die Ernte schlecht war, dass man zu erfrieren oder zu verbrennen drohte, wenn man Natur und Armut ausgeliefert war, lesend zu fühlen, wie zersetzend, wie zerstörend, wie auslöschend wirkliche Not ist, war manchmal kaum auszuhalten. Und doch trieb es mich durch den Roman. Denn neben viel Grausam- und Ungerechtigkeit schwebt stilsichere Poesie in den Beschreibungen dieser so unerbittlichen und doch auch so schönen und gebenden, schenkenden Natur, es leuchtet so viel Nähe und Gefühl, all der Kälte trotzt Wärme und Liebe, vor allem für die Kinder. Und es gibt viele ganz wunderbare Passagen, die ich nicht vergessen mag. „Wir, die Arbeit haben und denen das Glück gewogen ist“, sagte sie zu ihrer ältesten Tochter (es spricht eine Bäuerin, die Unni, Armod und Roar eine Nacht aufnimmt) „wir sollten keinen höheren Zaun bauen, sondern einen längeren Tisch.“
Sie wolle einen Roman schreiben, den man mehr als einmal lesen möchte, Sie erinnern sich? Das Buch liegt auf meinem Nachttisch, gerade bin ich bei Durchgang 2, mal sehen, ob das reicht.