Newsletter 21.01.2025

Ich war gestern in der Stadt. 

Bin durchs Westend gelaufen. Es war nass. Und kalt. Himmel grau, Horizont nicht vorhanden- oder grau.

Ich habe eine Straße gesucht. Wenn der Himmel grau ist und der Horizont unsichtbar, wenn es nass ist, kalt und irgendwie eklig, dann sind nicht viele Menschen unterwegs. Alle Menschen, die mir begegnet sind, haben telefoniert. Alle. Es klingt wie eine Übertreibung, aber achten Sie einfach mal darauf.  Alle sind durch die regennassen Straßen gelaufen und haben mit irgendjemandem weit weg gesprochen. Erzählt, dass sie gleich da sind. Sich aufgeregt, über den Nachbarn mit der schlechten Musik. Sich über irgendwas gefreut.

Ich bin dann in einen Fahrradladen. Ein sehr netter, sehr starker, sehr geduldiger Mann hat versucht, mir den Weg zu erklären.

Ich gehöre zu der Gattung der Orientierungslosen.  Bin, gute Erklärung hin oder her,  noch eine ganze Weile durch die Straßen geirrt. Das macht nix, ich schlender ganz gerne so rum, lass meinen Gedanken freien Lauf, meine Augen schweifen hierhin und dahin, bleiben irgendwo hängen.  

Stolpersteine. Wolfgangstraße 41. Moses, Jette und Hugo Reiss.

Immer, wenn ich auf Stolpersteine stoße, ist es der gleiche Ablauf. Ich schaue, wann die Menschen geboren wurden. Wie alt waren sie 1933, als Hitler an die Macht kam? Wann wurden sie deportiert?

Ich schau mir das Haus an, in dem diese Menschen gelebt haben. Jahrelang gewohnt. Versuche mir, ihr Leben vorzustellen.

Nachbarn haben sich im Treppenhaus gegrüßt, Männer haben ihren Hut wurde kurz angehoben 

“ Guten Morgen, werte Frau Zeiss.“ 

Man ist zur Arbeit gegangen, in die Schule, Moses Zeiss hatte in der Fahrgasse eine Wurstfabrik, Hugo Zeiss war Schatzmeister bei der Eintracht. Ein ganz normales Leben. 

Dann verändern sich Dinge. Schleichend. Man wird seltsam angeschaut. Darf plötzlich keine Bahn mehr fahren, nicht mehr auf der Bank im Park sitzen. 

Wir alle wissen, wie es weiterging. Jeder Stolperstein holt für mich einen Moment lang diese Menschen zurück. Ich geh dann nach Hause. Lese, was man noch weiß, über Moses und Jette und Hugo Zeiss. Bin dankbar, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, diese Erinnerung zusammen zu tragen und zu erhalten. Wenigstens das.   

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz zum 80. Mal. Für mich der wichtigste Gedenktag in unserem Land. 

Oft wünscht man sich einfache Antworten, wenn Fragen oder Herausforderungen komplex sind. 

Oft wünscht man sich, dass einer kommt und die Ärmel hochkrempelt und einfach mal aufräumt. 

Oft will man einfach nach vorne schauen, nicht zurück und nicht nach rechts oder links.

Aber die Fragen sind zu komplex für einfache Antworten und wo einfach mal aufgeräumt wird, geht manchmal viel verloren und der Blick zurück ist für den Weg nach vorne sehr hilfreich und der Blick nach rechts und links schließt viele mit ein, die sonst auf der Strecke bleiben.

Ich will nicht, dass andere auf der Strecke bleiben. Es ist schön, für Sorge zu tragen, das kann gut tun.

So tue ich, was ich kann. 

Jetzt kann ich auch thailändische Currysoße :-).

HA!

Das Meckern hat genützt, ich bin eingeweiht. Ich habe Unmengen von Ingwer, Koriander, Knoblauch, Chili, Zitronengras und Limettenblättern gemixt. Dann angebraten, mit Hühnerbrühe, roter und grüner Currypaste und Kokosmilch aufgekocht und jetzt schmeckt es wie der Himmel auf Erden. Aber kein grauer Himmel!!! 

Das heißt, wir haben diese Woche nochmal dieses unglaubliche in Ingwerbrühe gekochte, mit gebratenem Reis und zweierlei Soßen servierte Thai-Hähnchen. Es bleibt dabei: MEGAlecker.

Das gibt es nur abends. Aber tags gibt es Gyros und ( aber erst am Donnerstag, denn die Soße muss morgen noch fertig kochen) ROULADEN, oder Rolladen, in Gedenken an meinen Papa. Der, mein Papa, hat die RollRouladenfüllung übrigens erstmal liebevoll reingerollt und dann liebevoll rausgerollt, die Aromen von Zwiebel, Gurke und Speck waren ihm willkommen, essen wollte er aber nur das Fleisch. Wir haben diesmal noch ein Stückchen Sellerie und Karotte mit reingewickelt, sowas hätte es bei meinem Papa nie gegeben, obwohl, wer weiß. 

Eigentlich hat meinen Papa der Blick zurück extrem tolerant gemacht. Ofen, aufmerksam und neugierig.

Ich habe totale Lust, diese Woche Windbeutel zu machen, ich spekuliere auf Donnerstag und Freitag, am Wochenende wird das glaube ich nix, aber viel guten Kuchen gibt es trotzdem auf jeden Fall. 

Musik auch, übermorgen kommt ja Jutta Loskill, und zwar mit Real Steel Love, ich hatte das falsch verstanden, das ist kein Duo, sondern ein Trio und zwar mit Lap Steel Gitarre, ein ganz besonderer Sound zu der ganz besonderen Stimme von Jutta.

Die Lesung mit Stefanie vor Schulte war wirklich sehr sehr schön, ich glaube, die muss ich nochmal einladen, damit Sie nochmal die Gelegenheit haben, diese tolle Frau und ihre tollen Bücher kennenzulernen. Uff, jetzt hätte ich fast den Fisch vergessen, auch hier diese Woche thailändisch, wir machen Crispy- Thai-Fish, mit Crunch- und Genussgarantie 🙂

So jetzt werde ich aber müde, nächste Woche haben wir Kino am Mittwoch ( “ in den Gängen“ 19:30 ) und Jazz mit Axel Freudenberger und Christian Müntz am Donnerstag 30.1. 19:00

Gute Nacht

die Sabine vom Mutz