Meine Oma Henny war ein Aprilscherz.
Das sagte sie immer, über sich schmunzelnd, eh viel lächelnd, kettenrauchend, 70 Jahre ihrem Lotto-Glück hinterher jagend.
Geboren am 1. April 1912.
Heute war ich ein wenig traurig in dem Gefühl, dass ich vermutlich der einzige Mensch auf der ganzen weiten Welt bin, der ab und an an meine Oma Henny denkt.
In der grässlich gelbgekachelten Küche meiner Eltern haben wir zusammen gewerkelt, ein Schwammtuch wurde unter die große beige Rührschüssel auf den klapprigen Ausziehtisch gelegt, damit nix rutscht, und dann ging´s los. Mit der Backerei.
„Na Binchen (das war ich), wieviel von der guten Butter haben wir das letzte Mal genommen??“
Die gute Butter, jedes Mal, wenn mich im Mutz jemand fragt, was denn nun eigentlich in so einem veganem Kuchen ist ( = Margarine), höre ich in meinem Kopf meiner Omas Loblied auf „die gute Butter“.
Wie froh und stolz man war, das man das Elend, den Hunger, die gekochten Kartoffelschalen und die ganzen ungeliebten Ersatzprodukte hinter sich hatte lassen können.
Die Gute Butter, Eier, Zucker- endlich modern im Kilopaket und nicht mehr grammweise aus dem Tante-Emma-Laden.
Das Rezept, Sütterlin auf vergilbtem Papier, brauch ich natürlich nicht, was Binchen lernt, vergisst Sabine nicht mehr.
Der Oma Henny Kuchen ist der Geburtstagskuchen für alle Geburtstage in meiner Familie. Geht es mir nicht so gut, hat meine Seele Kummer, back ich einen Oma Henny Kuchen.
Normalerweise backe ich den nicht im Mutz. Kaum jemand weiß einen Rührkuchen zu schätzen, für mich übrigens das Highlight der Backkunst, nichts geht für mich über einen guten „gewöhnlichen“ Rührkuchen.
Aber diese Woche, im Gedenken an meine Oma – das ich nun mit Ihnen geteilt habe -, gibt es daily Oma Henny Kuchen.
Kohlrouladen hat meine Oma auch gemacht, allerdings hat sie die fertig beim Metzger geholt. Sowas macht Eddy natürlich nicht. Der blanchiert und blanchiert und blanchiert und blanchiert Weißkohl, bis er irgendwie in einer nach soviel Blanchiererei ganz blanchierten Küche ausreichend viele, ausreichend große, ausreichend ganze Weißkohlblätter hat. Das Herstellen der Füllung mit Hackfleisch, Brot, Ei, im Mörser zerstampften Gewürzen und geschmelzten Zwiebeln ist dagegen wirklich ein Kinderspiel.
Dann müssen die Dinger gewickelt werden – ich weiß schon, warum die Oma Henny die Rouladen beim Metzger gekauft hat.
Aber dieser Duft der angebratenen Kohlblätter, die vor sich hin brodelnde Soße, aufgegossen mit dem Weißkohlwasser, das das Blanchieren überlebt hat, das Schmoren der angebratenen Rouladen in der aufgegossenen Soße – welch ein Fest!
Morgen wird die Soße passiert, dann nochmals aufgekocht, Sie müssen nur zum Essen kommen :-)!
Am Freitag gibt es auf vielfachen Gästewunsch gegrillte Forelle, vermutlich mit gebratenem Gemüse, auf jeden Fall wunderbar lecker. Tag für Tag stapft der Koch in den Wald, Bärlauch pflücken, mit dem machen wir Risotto, mir kribbelt es schon in den Fingern, denn bald ist auch das Maikraut nicht mehr weit. Aber Stopp, jetzt kommt zuerst ab OSTERSAMSTAG (und die ganzen Osterfeiertage) die erste GRÜNE SOSSE.
Jetzt bin ich mit Volldampf in die Zukunft galoppiert, nochmal zurück in die Gegenwart. Diesen Donnerstag liest Beate Thieswald Schächter, eine auf dem Riedberg lebende Autorin aus ihrem Buch „die nächste Chance“.
Ich freue mich, wenn Sie der Autorin die Chance geben, Ihnen ihr Buch vorzustellen, es sind leider noch nicht so viele ZuhörerInnen angemeldet.
Nicht zuhören, aber unbedingt hinschauen müssten Sie bei einem außerordentlich liebevoll gestaltetem Buch, das gerade im Sociätsverlag erschienen ist. Ich bin ganz hin und weg. Man kennt ja ein wenig dieses Lieblingsorte Gedöns.
Aber da hat sich die Herausgeberin Amelie Persson die belohnte Mühe gemacht, 19 Illustratoren und Illustratorinnen zu bitten, ihre Frankfurter Lieblingsorte vorzustellen- Zeichnung inklusive. So ist eine wundervoll abwechslungsreich bebilderte Anthologie entstanden. In der Unterschiedlichkeit der Stilformen der Künstler und Künstlerinnen liegt ein besonderer Reiz des Buches, man bekommt Lust, die so liebevoll illustrierten Orte aufzusuchen und ich bin neugierig geworden auf die mir unbekannten Plätze. Wirklich ein richtig schönes Büchlein, ein wunderschönes Geschenk, ich habe mir gleich eines selber geschenkt.
Arminia Bielefeld hat sich gerade als Drittligist den Einzug ins Pokal-Finale geschenkt. Weil das kein Aprilscherz ist, lieb ich den Fußball.
Bis die Tage
die Sabine vom Mutz