Ich habe mal drei Jahre in Kamerun gelebt. Westafrika.
Man kann bei Afrika an wilde Tiere denken. An Regenwald. An Meer und kilometerlange Strände.
Lehmhütten. Hungernde Kinder.
Viele unserer Gäste sind ja so in etwa mein Alter. Da hat diese schlimmen Bilder im Kopf, aus den 70iger Jahren, Kinder mir aufgeblähten Bäuchen, „Biafra“ als Synonym für verhungernde Menschen auf einem leidgeplagtem Kontinent.
Kamerun liegt am atlantischen Ozean. Es gibt Strände mit weißem Sand und riesigen Meeresschildkröten und es gibt Strände mit tiefschwarzem Sand, unterhalb des Mount Cameroun, einem über 4000 m hohem Vulkan.
Im Norden Kameruns, an der Grenze zum Tschad, befindet sich der Wazapark. Löwen, Giraffen, Elefanten.
Südlich, Richtung Kongo beherbergen dichte tropische Wälder Gorillas.
In Douala, einer Hafenstadt mit fast 3 Millionen Einwohnern, werden die wichtigsten Umschlaggüter Westafrikas verschifft.
Kaffee, Kakao, Öl, Holz, Metall.
Es ist unerträglich feucht dort, gewaschene Wäsche bleibt immer nass, alles ist immer klamm, man muss immer gut auf der Hut sein, jeder kleine Moskitobiss kann mit einer lebensbedrohlichen Malariaerkrankung einhergehen.
Ich könnte stundenlang davon schreiben, „Kamerunische Abenteuer einer Hessin“. Ich war (fast) jung, ich war weiß, ich war blond und groß. Ich hatte 6 Kinder dabei, auch weiß, auch blond, aber nicht groß. Die unbedarft in siffigste Abwassergräben sprangen, um seltene Kronenkorken aufzusammeln, die nie mit einkaufen gehen wollte, weil ihre zarten Nasen den intensiven Düften nichts abgewinnen konnten. Die barfuß über Stock und Stein sprangen, aber ähnlich ihrer Mutter vor jeder Spinne schreiend Reißaus nahmen. Es war die Zeit, in der ich anfing, E-Mails zu schreiben.
An die Freunde zuhause.
Weil das Schreiben für mich die beste Möglichkeit war, all dieses Fremde, das da täglich auf mich einprasselte, Wort für Wort, Satz für Satz, zu verarbeiten.
Noch heute schreibe ich, wenn ich besonders wütend oder glücklich oder verstört bin.
In Kamerun hatte ich immer wieder mal folgenden recht einsilbigen Dialog:
-„Ach, ich habe gehört, Sie machen in Frankfurt Gastronomie?!“
-„Hmh.“
-„Haben Sie nicht schonmal drüber nachgedacht, auch hier etwas zu eröffnen? Das wäre doch bestimmt ein riesiger Erfolg. Das fehlt hier doch, ein schönes Café mit tollen Restaurant?!“
Kopfschütteln meinerseits. Verneinendes Murmeln, schneller Abgang.
Es gibt viele Gründe, kein Restaurant in Kamerun zu eröffnen. Natürlich sind drei Jahre eh zu kurz für ein solches Projekt, die Rechtsunsicherheit und die Korruption sind groß.
Aber für mich am Schlimmsten, schlimmer als Rechtsunsicherheit und schlimmer als Korruption war: das Wetter.
In Yaoundé, unserem damaligen Wohnort, kann es 5x am Tag regnen und genauso oft scheint die Sonne wieder. Man kann das herrlich finden, die rote Erde dampft, alles sprießt und blüht, es riecht betörend. Aber alles ist nass.
Jeder Stuhl und jeder Tisch. Jedes Kissen, jede Speisekarte, jeder Salzstreuer
(in denen eh mehr Reis als Salz ist, weil das Salz sonst zusammenklebt wie Beton).
Ich habe es gezählt.
Frankfurt am Main, Sonntag, 8.Juni 2025.
Es waren 4 Regengüsse, die uns gezwungen haben, in Windeseile alles rein zu räumen.
Sitzkissen, Zuckerstreuer, Getränkekarten. Salzstreuer.
Tische und Stühle: nass.
Am Samstag waren es drei sintflutartige Schauer, am Freitag – ach, ist ja auch egal, das Wetter nervt!
Mal gelüstet es die Gäste ob des Regenmomentes nach Suppe. Kochen wir 5 Liter Suppe, schmeißen wir 5 Liter Suppe weg, denn die Gäste lachen, wenn ich bei strahlendem Sonnenschein mit Suppe anfange.
Für Eis ist zu kalt, für Suppe zu heiß.
Uff.
Estofado, köstlicher Rindergulasch aus Ecuador, scheint mir bei jedem Wetter recht. Mit Tomatensalsa und Avocado. Auch Risotto kann man immer essen.
Ich lasse mir die Eismacherei nicht vermiesen, trotz Regen sind die Erdbeeren dieses Jahr ausgezeichnet, sowohl für Kuchen als auch für Eis.
Kulturell sind wir diese Woche nochmal hyperaktiv.
Heute, am Mittwoch, liest der Frankfurter Autor Ralf Schwob um 19:00 Uhr aus seinem Krimi „Osthafen“.
Übermorgen, am Donnerstag, 12.06. ab 19:00 Uhr haben wir gute Bekannte, „Playtime“. Alte Bekannte klingt nicht gut, aber auf jeden Fall nicht zum ersten Mal erfreuen Wolfgang Gerlach und Birgid Kubin mit großer Spielfreude, einem halben Dutzend Instrumenten und Rhythmen aus den 60iger und 70iger Jahren.
Ein sehr schöner, unterhaltsamer musikalischer Abend ist garantiert.
Ich freue mich über Ihre Reservierungen, 069 96864758 oder per Mail.
Am Freitag, den 20.6. um 19:00 Uhr Konzert mit Chris-Pari.
Das Duo spielt Originals und Jazzstandards auf eine intime, subtile und kraftvolle Weise. Von Balladen bis Bebop – groovige Rhythmen, freie Improvisation und ein überraschender Dialog zwischen den beiden Instrumenten machen das Hörerlebnis zu etwas Besonderem.
Kino am Mittwoch, den 25.06 um 19:30 Uhr „Könige des Sommers“
Donnerstag, 26.06. um 19:00 Uhr „Soundwichmaker“
Akustik Tunes und Violine: Blues, Soul, Smooth, Jazz, Bossa and Beyond….
In Kamerun wird es jeden Tag spätestens um 18:30 Uhr dunkel, immer, das war schlimmer als der Regen.
Eisige Grüße, das mach ich jetzt nämlich, köstliches Erdbeer-Joghurteis für morgen, bis bald
die Sabine vom Mutz