Der Zug ist voll. Nicht im Sinne von „Allein findet man immer irgendwo einen Platz“. Nöh.
Wir reden von „voll“ im Sinne von „Hier erfolgt eine Anordnung Ihres Lokführers. Bitte entfernen Sie alle sich im Weg befindlichen Gepäckstücke umgehend“. Wenn ich „Anordnung“ sage so hallt die Durchsage resolut durchs Abteil, meine ich „Anordnung“. „Ansonsten werden wir am nächsten Bahnhof solange nicht weiterfahren, bis………“
Gerade aus einem Kurznickerchen erwacht, wende ich mich leicht verwirrt an den Mann neben mir: „Zählen wir als Gepäckstücke?“
Er kauert seit Fahrtantritt auf der Treppe vor dem Ausstieg, ein relativ kommoder und somit recht begehrter Platz, weil er die luxuriöse Möglichkeit bietet, die Beine ohne Yogaübung für Fortgeschrittene unterzubringen. Ich klemme in der Eingangstür der ersten Klasse fest. Meine ohnehin etwas strapazierten Nerven leiden unter einem in einem gleichmäßigem Intervall zischendem Geräusch, dass das automatische Schließen der Schiebetür androht. Ich habe resigniert aufgegeben, die Tür im Voraus stoppen zu wollen. Was machen schon ein paar eingeklemmte Haare alle paar Minuten, ein paar blaue Flecken an den Knien?
Wir sind am Ziel, denn das ist bekanntermaßen der Weg.
Wäre ich, wie viele andere, am Bahnsteig gestrandet, bedauernd kopfschüttelnd, freundlich, aber bestimmt vom Zugpersonal am Zustieg gehindert worden, wäre ich vermutlich schlechterer Dinge.
Die Lady, die sich auf dem knallhartem Boden der Treppe der gegenüberliegenden Ausstiegstür ihre Klamotten ruiniert, ist seit 7 Stunden unterwegs. Gestartet ist sie morgens um Neun. Sie hat nicht die historische Bimmelbahn von Fürth nach Nürnberg gebucht, leider, das wäre letztendlich im Vergleich zu ihrem DB Abenteuer ein TGV, ein Train Grande Vitesse, gewesen.
Aber sie ist weiterhin guter Dinge.
Und genau das wollte ich schreiben.
Es gibt keine Apfelsaftschorlen im Bordbistro, es gibt keinen Cappuccino, egal ob erste Klasse, zweite Klasse oder Stiegenplatz. Man kann stilles Wasser kaufen.
In dem Personalabteil stehen statt 2 Personen 6.
Kontrollieren lohnt sich nicht, vielleicht eher kondolieren. Das tun sie auch.
Die Bahnmitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind freundlich, man entschuldigt sich, erklärt, sucht Lösungen, ist gefasst und überwiegend gut gelaunt.
Die fahrenden Kunden versuchen mit Kreativität, Gottvertrauen, starken Nerven und Geduld, vor allem Geduld, an ihr Ziel zu gelangen.
Aber: Alle sind nett und höflich. Wirklich!
Menschen räumen ihre reservierten Plätze für ältere Personen. Jeder ist umsichtig beim überaus kompliziertem Slalom über kreuz und quer liegende Beine, Arme, Taschen, Roller, Rucksäcke und Hunde, ja, auch Hunde. Ich denke, dies kann nicht das Land der Neider und Unzufriedenen sein, ich sitze in einem Zug mit verständigen, humorvollen Leuten, die umsichtig und achtsam miteinander umgehen. Wow!
Mal sehen, wie die Rückfahrt läuft:-)
Sie merken, ich bin unterwegs, wir haben Mittwoch, Donnerstag und Freitag inklusive geschlossen, aber dann geht’s sowas von los!
Mein Bäckerinnenherz schlägt schon ungeduldig bis zum Hals, denn es gibt den ersten Rhabarber.
Es konkurrieren Rhabarberbaiser und Rhabarberstreusel. Beides Juwelen der Backkunst. Ich weiß nicht, was ich lieber backe, dieses Kunstwerk aus Rührteig, Rhabarberkompott und schneeweißer Eiweißhaube oder einen soliden Hefeteig mit dicken Streuseln und knackigem Rhabarber, der unwillkürlich ein „bei Oma- im -Frühjahr zu- Besuch“-Glück produziert.
Das ganze Osterwochenende, also Samstag, Sonntag, Montag machen wir morgens zum Frühstück Rührei mit grünem und weißem Spargel.
Zum köstlichem Speisen mittags und abends lockt saftiger Rinderbraten, original phänomenal leckeres Coq au vin und, endlich, endlich, Frankfurter Grüne Soße. Herrlich frisch mit allen sieben saftigen Kräutern, entweder klassisch mit gekochten Eiern oder mit zart gesottenem Tafelspitz.
Kommen Sie vorbei, wir freuen uns auf Sie!
Wollen Sie noch mehr? Gut:
Am Mittwoch, den 23.4 spielt Harald Lange seine schönen Chansons im Mutz, ab 19:00 Uhr. Ein Tag später, am Donnerstag nimmt uns Matteo Martinez mit seinen Klängen mit auf eine Reise durch Südamerika.
Am Sonntag, den 27.4 bieten wir Ihnen um 17:30 Uhr eine tolle Lesung mit Michael Bohl (Autor “ Nichtmillionenstadt“) und Christian Setzepfandt (Autor u.a. „101 Unorte in Frankfurt, Stadtführer und Stadtrat) im Rahmen von „Frankfurt liest ein Buch“ und „Nachbeben“. Wir tauchen ein in die Themenwelten des Romans und reflektieren persönliche Erinnerungen und gesellschaftliche Entwicklungen im Frankfurt der 90er Jahre.
Weiterer Ausblick:
Am Donnerstag, den 1. Mai haben wir wieder ganz wunderbare italienische Musik mit „non solo Parole“, auf jeden Fall mit MAIBOWLE!!!!!!!! Und am 4. Mai spielen Schmackes, lassen Sie sich das nicht entgehen, die Klänge der virtuosen Klezmermusiker gehen direkt in die Beine und irgendwann hält es erfahrungsgemäß an diesem Abend kaum mehr jemand auf den Stühlen.
Großartig.
Na dann bis bald
die Sabine vom Mutz