Der liebe Gott, so es ihn denn gibt, hat Tote lebendig gemacht und Wasser zu Wein.
Mit Rauschebart auf ner Regenwolke hat er vielleicht von meiner letzten Mail gehört und sich erbarmt.
„Diese Woche“, so hat sich möglicherweise gedacht, „schick ich mal ein paar herrlich normale Sommertage in die Mitte Deutschlands.“
Wenn dem so ist, hätt ich noch ein paar Fürbitten in der Warteschleife.
Frieden. Umweltschutz. Noch mehr Frieden. Weniger Macht für Oligarchen.
Aber ich will mal den Zettel nicht zu voll schreiben, die protestantische Erziehung ist ja eher eine der Bescheidenheit.
Also bin ich dankbar. Die Sonne scheint, kein Regen und auch keine
37 °, einfach alles Top!
Meine letzte Mail hat mich so in kamerunische Gedankenwelten zurückgebeamt, dass ich Foléré gebraut habe. Lange bevor man bei Starbucks den ersten cold brew offeriert hat, hat man in Kamerun Hibiskus kalt angesetzt. Dies serviere ich Ihnen als einen erfrischenden Eistee, sauer und herb, köstlich.
„Pasteque“ nennen die Kameruner ihre Wassermelonen, daraus machen wir einen Salat, mit Feta, nicht kamerunisch, aber lecker. Avocado gibt es dort auch zuhauf, also zaubern wir eine kalte Avocadosuppe mit Knobiöl.
Ich habe Haselnüsse geröstet und geschält, 217 Stück, ich weiß es genau, ich habe sie nämlich beim Schälen gezählt. Die kommen morgen in ein Schokoladenbaiser und Sie müssen dann entscheiden, ob Sie zum Nachtisch lieber Espressoparfait mit Schokoladen-Baiserhaube oder lieber Erdbeer-Joghurteis möchten, ich kann Ihnen ja das Leben nicht nur leicht machen.
An Fronleichnam haben wir für Sie morgens wunderbares Frühstück, dann Mittagessen, Erdbeerkuchen, Abendessen, also kurzum „normal“ geöffnet.
Freitag gibt es neben Fisch auch ein wenig Musik, ein jazzig leichtes Sommer-Sonnenkonzert mit Parijat Moumon & Francis Maheux 19:00 Uhr. Das Duo interpretiert Jazzstandards auf feinsinnige, ausdrucksstarke und zugleich energiegeladene Weise (O-Ton Musiker)
Kino am Mittwoch, den 25.6 um 19:30 Uhr „Könige des Sommers“
Donnerstag, 26.6. um 19:00 Uhr „Soundwichmaker“
Akustik Tunes und Violine: Blues, Soul, Smooth, Jazz, Bossa and Beyond….
Donnerstag, 3.7. Jazz mit dem Kammerjazz Trio
und jetzt wird es leider ganz ernst.
Am Sonntag ist Michel Bergmann gestorben.
Michel Bergmann war ein so wunderbarer Mensch, dass ich gar nicht weiß, wohin mit der Ohnmacht. Wohin mit dem Verlust.
Die Unersetzbarkeit zu spüren, macht einen hilflos.
Michel Bergmann war Regisseur und Autor. Er hat mit seinem Filmen und seinen Romanen etwas ganz Besonderes geleistet. Es gibt viele Romane über die Shoah, es gibt viele jüdische Familienepen wie die Bertinis, die Effingers oder Melnitz. Wichtige und wunderbare Bücher. Alle enden nach dem Krieg.
Michel Bergmanns Teilacher kämpfen sich durch das Nachkriegsdeutschland. Herr Klee und Herr Feld sind ältere jüdische Herren, die eine neue perfekte Haushaltshilfe haben – fast perfekt, leider palästinensisch. Seine Krimiserie um einen detektivischen Frankfurter Rabbi skizziert schlicht und einfach jüdisches Leben 2020 in Deutschland.
Er hat über deutsche Juden geschrieben, über deren Alltag, über deren Leben als -wenn es so etwas in Deutschland geben kann- ganz normalen Teil unserer Gesellschaft.
Dieser wunderbare Michel Bergmann, dieser ungeheuer liebe, charmante Mann mit herrlichen Witz und einer einmaligen, unvergleichlichen Chuzpe hat so einen elementar wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft geleistet.
Ohne viel Federlesen, ohne Tam Tam und roten Teppich, ohne Geschrei und ohne Aufregung hat er jüdisches Leben in Deutschland porträtiert.
Michel Bergmann, in Basel geborener deutscher Österreicher, war unromantisch romantisch, war trocken humorvoll, war witzig melancholisch, war klein. Und er war groß, ganz groß.
Eine Größe, wie sie diese Zeit braucht. Eine Größe, die uns sehr sehr fehlen wird. Unersetzlich.